Dienstag, 29. November 2016

Rednose Betsy zur aktuellen K-Frage - Ana Springfeldt mit Gedanken zur "Kampfhund-Wort"-Diskussion...

Kurzinterview mit Rednose Betsy zur aktuellen K-Frage:

Rednose Betsy - Copyright Ana Springfeldt

 "Wissen Sie, diese K - Frage, die wurde nun bereits so oft gestellt. Um es klar zu sagen: Das K - Wort gehört verboten. Lassen Sie mich versuchen, es mit einfachen Worten zu erklären, damit auch Menschen es verstehen können. Es wird hier eine Berufsbezeichnung, um die geht es ja hier, mit einer Rasse verwechselt. Ich will es einmal so erklären..., viele Ihrer Großväter oder Urgroßväter waren vielleicht Soldaten. Diese tapferen Männer haben sich den Beruf damals nicht ausgesucht. Sie wären vielleicht lieber Arzt geworden oder Musiker. Aber es wurde von "Oben" so entschieden. Sie mussten dann kämpfen. Aber, sind Sie heute als Enkelgeneration deswegen automatisch auch Soldaten, die schießen? Seien wir doch ehrlich. Sie können nicht einmal einen Panzer fahren. Und schießen können Sie auch nicht, es interessiert Sie nicht. Aber Ihr Urgroßvater, der konnte das. Vielleicht wollte er es nicht einmal. Er wurde nicht gefragt."

Verstehe. Aber was hat das mit Ihnen und Ihrer heutigen Situation zu tun?

"Eine wichtige Frage. Sehen Sie, meine Vorfahren wurden so wie Ihre gezwungen, einen Job zu machen, der ihnen eventuell sogar verhasst war. Viele verloren ihr Leben. Aber niemand hat sie gefragt, ob sie das wollen. Aus meiner Familie weiß ich, dass sich sehr viele Brüder und Schwestern geweigert haben. Sie wurden dann misshandelt und sogar umgebracht."

Verstehe ich es richtig, Sie haben in ihren Familien keine Leidenschaft für körperliche Auseinandersetzung?

Rednose Betsy - Copyright Ana Springfeldt

"Korrekt. Niemand hat Lust, seine Artgenossen zu zerfleischen. Das können Sie sicher nachvollziehen. Das ist doch nicht normal. Selbst bei Meinungsverschiedenheiten klärt man das kurz und geht sich dann aus dem Weg. Aber es lohnt nicht, sich dafür zu verletzen. Das entbehrt doch jeder Sinnhaftigkeit."

Das ist interessant. Wie stellen Sie und Ihre Parteigenossen sich denn einen Lebensentwurf in unserer Gesellschaft vor?

"Nun, wir tun das, was die Generationen vor uns taten. Wir lieben es, mit Menschen eng zusammenzuleben. Besonders in der Fürsorge für Kinder finden wir eine Aufgabe, die bei uns traditionell ist. Wir waren schon immer erfolgreiche Erzieher und Pädagogen. Wir sehen es als wichtige Aufgabe, Kindern im Spiel Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln. Außerdem sind wir sportlich aktiv. Meinungsfreiheit und Ehrlichkeit sind Grundwerte, die wir fördern."

Stichwort Meinungsfreiheit. Ist ein Maulkorb für bestimmte Gruppen nicht empfehlenswert?

"Nein. Verstehen Sie mich bitte richtig. Auch wenn gerade in den Medien und der Politik sehr viel, sagen wir, Unwahrheiten verbreitet werden, ich würde jetzt nicht soweit gehen, diesen Leuten einen Maulkorb zu verpassen. Man sollte eher die direkte Diskussion suchen. Wir sollten auch diesen etwas benachteiligten Mitgliedern unserer Gesellschaft eine Chance geben. Daher sind wir für Integration und definitiv nicht für Ausgrenzung."

Ein schönes Schlusswort, doch erlauben Sie mir noch eine persönliche Frage: Betsy for President? 
Rednose Betsy - Copyright Ana Springfeldt
 "Eher nicht. Ich glaube, ich kann ohne ein offizielles Amt wesentlich mehr in der Gesellschaft bewegen. Ich möchte unabhängig agieren und weiterhin den Menschen durch direkte Begegnungen Herz und Verstand öffnen."

Danke für das Gespräch, Rednose Betsy

Wir danken unserem Mitglied Ana Springfeldt für Betsys klugen Gedanken zur "Kampfhund-Wort"-Diskussion. (Betsy ist die  Rednose Pit Bull Terrier-Hündin von Ana Springfeldt.)


Verein zur Abschaffung der Rasselisten e.V., Neustr. 2, 47638 Straelen Eingetragen im Vereinsregister des AG Geldern unter Nr.: VR 1677 - Impressum



Freitag, 18. November 2016

Appell an Hirn und Herz - Zucht- wie privates Vermehrungsreglement für alle Hunderassen (und Heimtiere)


Anläßlich einer Urteilsbesprechung von Frau Rechtsanwältin Susan Beaucamp ("Unfruchtbarkeitmachung aus rassespezifischen Gründen") und einer aktuellen Meldung über eine im Tierheim verstorbene, am Ende erlöste 15 Jahre alte Hündin (TH Hilden "Shila"), für die kein letzter Pflegeplatz mehr gefunden werden konnte, was stellvertretend für so viele Meldungen resp. andere ähnliche Hundeschicksale steht, ist dies ein Appell vor allem an unsere große, eigene Verantwortung als Hundehalter, ebenso an die zuständigen Verbände, Vereine und an alle seriösen Hunde-/Heimtierzüchter:

Zunächst zum Urteil des VG Weimar vom 31.03.2015: Auch wenn dieses bereits aus dem Jahr 2015 datiert, macht es seine Entscheidung resp. seine Begründung nicht besser, da, wie so häufig, auch hier die Rasseliste an sich nicht in Frage gestellt wird und der Ansicht von Frau Rechtsanwältin Susan Beaucamp, die sie unter der Urteilsbesprechung äußert, können wir uns als Verein zur Abschaffung der Rasselisten e. V.   nur anschließen, Zitat RAin S. Beaucamp: 
"Die von diesem Gericht vertretene Auffassung, dass sich allein aus der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Hunderasse deren Gefährlichkeit ergebe, wird ausdrücklich nicht geteilt. Die Unterzeichnerin ist der Auffassung, dass es heutzutage ausreichend kynologische und verhaltensbiologische Gutachten gibt, die das Gegenteil bestätigen. Es wird Zeit, dass nicht nur der Gesetzgeber, sondern auch die Gerichte diesen aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen in ihrer Bewertung der rassespezifischen Gefährlichkeit Rechnung tragen" Zitat Ende (siehe hierzu auch beispielhaft unsere umfangreiche Stellungnahme vom 27.10.2015)
Es hilft jedoch nicht - und zwar perspektivisch keinem Hundehalter, egal, welcher Hunderasse, ebenso keinem Verein oder Verband, egal mit welchem Schwerpunkt, sich primär auf die Ungerechtigkeit dieser letztlich tierschutzwidrigen Unfruchtbarkeitmachung aus (allein) rassespezifischen Gründen zu focussieren bzw. diese separat zu monieren, sondern vielmehr ist das ganze Thema "aufzumachen" und in der Wurzel anzugehen, denn über kurz oder lang kann dies allen Hunderassen (Heimtieren generell) drohen und damit irgendwann alle Hundehalter / Heimtierhalter betreffen:

Generell dürfte es allerhöchste Zeit für konsequente Regelungen und deren praktische Durchsetzbarkeit, in allen Bundesländern, sein, die private Vermehrungen aller Hunderassen (Heimtiere) mindestens streng reglementieren oder womöglich auch gänzlich (temporär) untersagen und die Nachzucht jeglicher Hunderassen (Haus-/Heimtiere) nur noch seriösen und entsprechend ausgebildeten/erfahrenen/sachkundigen wie verbandsangehörigen - und damit kontrollierbaren - Züchtern erlaubt wird. Auch wären dabei Auflagen zur erlaubten Häufigkeit und Zeitabständen etc. von Nachzuchten anstrebenswert. Zugleich wäre endlich das Fortsetzen von Qualzuchten konsequent zu untersagen. All dies wäre möglich, umzusetzen, würde es wirklich gewollt werden und wofür sich z. B. auch von seriösen Züchtern selbst und den entsprechenden Zuchtverbänden als Lobby für entsprechende Gesetzesnovellen eingesetzt werden könnte. (Von verschiedenen Seiten mit ebenso unterschiedlichen Motivationen/Schwerpunkten wird insofern seit vielen Jahren ein sog. Heimtierzuchtgesetz als eine mögliche gesetzliche Lösung vorgeschlagen.)

Die u. a. allein in Deutschland vielerorts überfüllten Tierheime und dort immer wieder nach vielen Jahren des "Einsitzens" versterbenden Tiere müssen doch wirklich Grund genug sein, das Ganze nicht mehr einfach so weiterlaufen lassen zu können. Hinzukommen viele "stille" Euthanisierungen, "aufgrund Krankheit"o. ä., was am Ende oftmals nichts anderes als die nicht mögliche oder die als nicht möglich vermutete Vermittelbarkeit war/ist. Von den vielen Aussetzungen nicht mehr gewollter Hunde oder den "Entsorgungen" tragender Hündinnen oder ihrer Welpen ganz zu schweigen bzw. hier eben nicht davon zu schweigen, sondern dies explizit als Grausamkeit und großes Trauerspiel wie Riesenproblem zu erwähnen.

Es reicht nicht, lediglich kriminelle, tierschutzwidrige Vermehrungen zu untersagen bzw. gegen diese vorzugehen. Hier muss vor allem auch bei "normalen" gegenwärtigen wie potentiellen Hundehaltern ein Umdenken und dafür extensive Aufklärung stattfinden. Eine Hündin "muss" weder "einmal im Leben tragend" sein noch ein Rüde "einmal im Leben decken". Dies sind absolute Ammenmärchen. Das Decken wie Gedecktwerden und damit beliebige Vermehrungen außerhalb seriöser Züchtungen können verhindert werden, es muss absolut keine ungewollten Vermehrungen (wie "oh, der ist mir ausgerissen" oder "oh, da hab ich wohl nicht aufgepasst") geben, bei entsprechendem Verantwortungsbewusstsein, das jeder Hundehalter haben sollte. Alles andere (auch wie "aber Welpen von meiner Hündin und ihrem Kumpel wären sooo süß") ist, mit Verlaub, hanebüchener Bullshit, der in der Regel nur zu weiterem Tierleid beiträgt. Und zwar tagtäglich, jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr, zigfach.

Wenn wir verhindern wollen, dass u. a. das Tierschutz-Gesetz (TierSchG) irgendwann aufgrund nicht mehr zu bewältigender Notfälle und überfüllter Tierheime wie überforderter Tierschutzvereine aller Art (und was - die Überforderung - an sich vielerorts bereits der Fall ist), dahin aufgeweicht wird, dass Hunde/Haustiere allgemein aufgrund "Nicht-Vermittelbarkeit" oder "Kostentragung für Unterbringung/Versorgung" etc. legal euthanisiert werden können oder Kastrationseingriffe (die aufgrund ihrer Auswirkungen auf das Hormonsystem etc. mit möglichen, unterschiedlichen individuellen Folgen immer nur eine seriös zu treffende tiermedizinische Einzelfallentscheidung sein können*, abgesehen vom OP-Risiko an sich) als legales Populationskontrollinstrument generell erlaubt oder gar verpflichtend  werden, müssen Hirn und Herz auch bei allen "normalen" Hunde/-Heimtierhaltern und solchen, die es noch werden wollen, in Gang gesetzt werden: 

Noch haben wir es selbst in der Hand bzw. sinnbildlich "unseren Hund präventiv an die Leine zu nehmen", um zu beeinflussen, wohin die Reise für uns und vor allem für unsere Hunde/unsere Haustiere am Ende geht. 

(*als Buchtipp beispielhaft "Kastration und Verhalten beim Hund" von S. Strodtbeck u. Dr. U. Gansloßer)


Kerstin Reck, Mitglied im Verein zur Abschaffung der Rasselisten e. V.



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