Dienstag, 27. Oktober 2015

Offener Brief an PETA - Zuchtverbot als "Rassespezifischer Schutz von Pit Bulls" und Anti-"Pit Bull"-Koalitionen





Verein z. Abschaffung d. Rasselisten e. V.
Neustr. 2, 47638 Straelen

AN
PETA Deutschland e.V.
Friolzheimer Str. 3a
D-70499 Stuttgart

                                                                                                      Straelen, den 25.10.2015

Offener Brief an PETA bezüglich der Unterstützung von Anti-„Pit Bull“- Koalitionen und zur Auffassung von PETA über „rassespezifischen Schutz für Pitbulls“ (= Zuchtverbot)


Sehr geehrte Damen und Herren,

unser Verein zur Abschaffung der Rasselisten e. V., vertreten durch den Vorstand Frau S. van de Water und Frau W. Lenzke, hat sich im Rahmen von diversen früheren wie aktuellen Medienberichten, eigenen früheren wie aktuellen PETA-Veröffentlichungen u. a. auf deutschen PETA-Internet- bzw. Blogseiten sowie Informationen von US-amerikanischen Internetseiten mit der Auffassung von PETA zu einem sog. „rassespezifischen Schutz für Pitbulls“ (Zuchtverbot) bzw. allgemein zu sog. „Kampfhunden“ auseinandergesetzt.

U. a. im Veganblog von PETA Deutschland wurde am 23.10.2015 der auf Deutsch übersetzte Beitrag von Ingrid E. Newkirk, 1. Vorsitzende von PETA USA, „Pitbulls verdienen rassespezifischen Schutz“ eingestellt

(Quelle: http://www.veganblog.de/2015/10/pitbulls-verdienen-rassespezifischen-schutz/ ):

In dem Beitrag wird u. a. die Behauptung aufgestellt, dass „Pit Bulls“ die Hunde seien, die am häufigsten unter schlimmsten Haltungsbedingungen und zu Hundekämpfen missbraucht aufgefunden würden. Ob dies weltweit oder auf einzelnen Kontinenten oder in einzelnen Ländern und/oder aufgrund welcher belastbaren offiziellen Erhebungen der Fall sein soll, wird nicht erwähnt. Ebenso bleibt offen, welche Hunde resp. Hunderassen PETA unter der bekanntlich lediglich als Oberbegriff zu verwendenden Bezeichnung „Pit Bull“ konkret meint. Die auf den Fotos gezeigten Hunde in dem Beitrag könnten nur u. a. auch American Staffordshire Terrier und/oder Kreuzungen mit American Staffordshire Terriern oder mit sog. „American Pit Bull Terriern“ (kein FCI-Standard), Amerikanischen Bulldoggen (kein FCI-Standard), Continental Bulldoggen (kein FCI-Standard), English Staffordshire Bullterriern usw. usf. sein.

Welcher „rassespezifischer Schutz“ für „Pit Bulls“ greifen bzw. wie dieser ausgestaltet sein soll, bleibt auch in dem Beitrag offen, jedenfalls dann, wenn man als Leser „Schutz“ im Sinne von Hilfe für eine Tierart, hier Hunde und deren Überleben versteht und aufgrund der Überschrift denkt, dazu in jenem Beitrag von PETA etwas zu finden: Konkret wird sich allein für ein Zuchtverbot für „Pit Bulls“ ausgesprochen, das PETA damit rechtfertigt, somit das Leid der missbrauchten Tiere und deren Überpopulation zu beenden, wobei „dieser Wunsch keine rassespezifische Diskriminierung, sondern rassespezifischer Schutz sei“.

U. a. im Jahr 2013 hat sich PETA in dem deutschen Internetseiten-Beitrag „Wie steht PETA zu sog. Kampfhunden?“

(Quelle: http://www.peta.de/wie-steht-peta-zu-sog-kampfhunden#.Vi3IuWtFrs5 )

mehr oder weniger verklausuliert für rassespezifische Gesetze (sog. „Rasselisten“ oder im englischen Sprachraum BSL genannt = Breed Specific Legislation) und Zuchtverbote ausgesprochen. Offen bleibt auch in jenem Artikel, auf welche Hunderassen sich PETA im Kontext sog. „Kampfhunde“ konkret bezieht.

U. a. in dem The Huffington Post-Artikel vom 19.10.2015 „Dear PETA: Dogs Respond To PETA Joining Terrible Anti-Pit Bull Coalition“

(Quelle: http://www.huffingtonpost.com/arin-greenwood/peta-pit-bulls_b_8322902.html - übersetzt: „Liebe PETA: Antworten von Hunden auf PETA´s Beitritt zu einer fürchterlichen Anti-Pit Bull-Koalition“)

wird die Verbindung von PETA zu diversen US-amerikanischen Vereinigungen/Organisationen aufgezeigt, die u. a. die nicht näher konkretisierten, als „Pit Bulls“ bezeichneten Hunde gänzlich aus den USA verbannen wollen - dies mittels Rasselisten, Zuchtverboten und einer jdf. teilweise geforderten Euthanisierung jeglicher lebender „Pit Bulls“ (welche Hunde genau damit auch immer gemeint sind). Ein aktueller Screenshot, hier nur ein Teilausschnitt der Seite, belegt die Unterstützung dieser Koalition durch PETA auch bildlich

(Quelle http://www.nationalpitbullvictimawarenessday.org/partners-friends/ ):



Wir dürfen hier zunächst lediglich beispielhaft die US-amerikanische Animal Farm Foundation, Inc. aus ihrem Artikel vom 01.09.2015 "Myth Busted: Pit Bulls Don´t Bite Differently"

(Quelle: https://animalfarmfoundation.wordpress.com/2015/09/01/myth-busted-pit-bulls-dont-bite-differently/ - übersetzt: „Mythos entkräftet: Pit Bulls beißen nicht anders…“, siehe auch unsere deutsche Übersetzung des vollständigen Artikels unter: http://vereinzurabschaffungderrasselisten.blogspot.de/2015/09/mythos-entkraftet-pit-bulls-beien-nicht.html )

übersetzt zitieren:

„… Zunächst muss man verstehen, dass „Pit Bull“ keine Rasse ist. Es existieren weder Zuchtvereine noch genetische Definitionen über einen „Pit Bull“ - rechtliche Definitionen (oder die Versuche derer) über den Pit Bull sind widersprüchlich und unverschämt. Eine optische Bestimmung von Hunden unbekannten Ursprungs ist höchst unzuverlässig. Ganz ehrlich, Sie wissen nicht, ob es ein Pit Bull ist, wenn Sie einen sehen. Es ist ein höchst subjektiver Stempel ohne geeignete Definition. Aber auch wenn Sie denken, dass Sie die Ausnahmen sind (Tipp: sind Sie nicht) und wissen, wenn sie einen Hund sehen, ob es sich um einen „Pit Bull“ handelt, sollten Sie wissen: Untersuchungen zeigen, dass die Rasse alleine nicht ausschlaggebend für das Verhalten der modernen reinrassigen Hunde ist. … “

In Deutschland sind nach dem „Gesetz zur Beschränkung des Verbringens oder der Einfuhr gefährlicher Hunde in das Inland“ (siehe auch unsere Gesetzessammlung in unserem Blog unter: http://vereinzurabschaffungderrasselisten.blogspot.de/2015/02/gesetzessammlung.html ) die Hunderassen „Pitbull-Terrier“, American Staffordshire Terrier, (Engl.) Staffordshire Bullterrier und Bullterrier als sog. „Gefährliche Hunde“ gelistet. Hieran orientieren sich mit Einführung der sog. Rasselisten seit dem Jahre 2000 auch die einzelnen Bundesländer in Deutschland (in welchen z. T. auch diverse weitere Hunderassen aufgeführt und in verschiedene Kategorien unterteilt sind), ohne dass bis heute u. a. von der Gesetzgebung oder der Rechtsprechung erklärt werden konnte, was genau die „Rasse Pitbull-Terrier“ für ein Hund sein soll. Lediglich die Rassen American Staffordshire Terrier, der English Staffordshire Bullterrier und der Bullterrier sind nach FCI-Standards klassifizierbar.

Gemeinhin werden jdf. unter dem - leider - im Alltagsgebrauch, von der Gesetzgebung („Kampfhundeverordnung“), in der Behördensprache und von der Rechtsprechung oft verwandten Begriff sog. „Kampfhund“ zumindest vorgenannte 4 sprich 3 offiziell anerkannte Hunderassen und deren Kreuzungen eingeordnet bzw. diese damit auch oft dem Sammelbegriff „Pit Bulls“ zugeordnet. Insbesondere American Staffordshire Terrier und Staffordshire Bullterrier können i. d. R. von Laien wie Fachleuten, sofern ohne rassespezifische Kenntnisse in dem Bereich, nicht unterschieden werden bzw. kennen gerade Halter von Staffordshire Bullterriern, welche nicht größer als ein Beagle oder ein Cocker Spaniel sind, die häufige Frage: „Ist das ein junger Pit Bull?“ Antwort: „Nein, er ist ein Staffbull, bereits 5 Jahre alt und wächst auch nicht mehr“.

PETA spricht in dem oben zitierten, in Deutschland veröffentlichten Internetbeitrag aus dem Jahre 2013 selbst von - Zitat: „…(keinen) Pit Bull oder anderen sog. Kampfhund…“, so dass PETA bezogen Deutschland und/oder aus deutscher Sicht von dem Begriff „Pit Bull“ mindestens auch den American Staffordshire Terrier, den Staffordshire Bullterrier und den Bullterrier sowie deren Kreuzungen als umfasst ansehen wird bzw. diesen Eindruck zwangsläufig vermittelt, sofern und solange nähere ausdrückliche Spezifizierungen von PETA dazu unterbleiben.

Vor allem bei dem eingangs genannten Veganblog-Beitrag vom 23.10.2015 von PETA fällt auf, dass PETA wiederholt einen überaus wichtigen Teil vom Leben „pitbull-artiger“ Hunde unterschiedlicher Herkunft/Rassen/Kreuzungen schlicht ausblendet: Nämlich den, dass die Mehrheit auch dieser Hunde - sofern in der Haltung erlaubt oder weil es z. T. keine Rasselisten gibt - offiziell u. a. in den USA, in Deutschland, Schweiz, Österreich, Niederlanden oder Großbritannien als voll integrierte Familienhunde leben, mit ihren Haltern z. B. an Zuchtausstellungen teilnehmen und Preise gewinnen, erfolgreich und mit großer Freude in diversen Hundesportbereichen aktiv sind oder auch als Rettungs-/Such-/Spürhunde oder z. B. als Besuchshunde in Senioreneinrichtungen usw. geführt werden. Es sei hier nur beispielhaft - für ähnliche Initiativen in vielen Ländern - auf das in den USA im Jahre 2012 ursprünglich von der Animal Farm Foundation, Inc. ins Leben gerufene „Everyday “pit bull” dog owners“-Projekt, heute mit weiteren Unterstützern fortgeführt als international bekanntes sog. „Majority Project“ verwiesen, Quellen:

http://themajorityproject.com/about und http://www.animalfarmfoundation.org/pages/Posters

Stattdessen vermittelt PETA leider häufig das Bild, dass „pitbull-artige“ Hunde offenbar nur zu furchtbaren Hundekämpfen und anderen schlimmen Dingen (illegal) vermehrt und missbraucht würden, so wie es jener Artikel vom 23.10.2015 versucht (indem nur diese - in der Tat grausame - Seite dargestellt wird, verbunden mit der bloßen Behauptung, es sei mehrheitlich diese Hunde-„Rasse“ vom Missbrauch betroffen), so dass in diese Richtung unbedarfte Leser fast „automatisch“ innerlich zustimmen möchten, wenn PETA zum „Schutz dieser Hunde“ wiederholt ein Zuchtverbot fordert, um deren Qual nun ein Ende zu setzen („rassespezifischer Schutz“):

Faktisch würde dies jedoch nichts anderes als das mehr oder weniger kurz- wie langfristige Aussterben aller „pitbull-artigen“ Hunde bedeuten, sprich auch der anderen o. g. Hunderassen wie American Staffordshire Terrier, Bullterrier und Staffordshire Bullterrier, deren Kreuzungen und weiterer, allein äußerlich als „pitbull-artige“ Hunde in Betracht kommende Rassen. Und dies, obwohl die Mehrheit auch dieser Hunde - wie alle anderen Hunderassen - integrierte Familienhunde sind und dies bei verantwortungsvoller, offizieller und damit zugleich kontrollierbarer Zucht auch immer sein werden.

Es drängt sich dabei im Weiteren jedoch nicht nur schon logisch die Frage auf, warum sich der Tierschutz einer Organisation wie PETA (= „People for the Ethical Treatment of Animals“), die also u. a. für den ethischen Umgang mit Tieren als Lebewesen steht, darin zeigt, gequälte Tiere sprich die Opfer (bzw. hypothetisch oder künftig in Betracht kommende Opfer aufgrund „Rassezugehörigkeit-/ähnlichkeit) aussterben zu lassen, anstatt immer wieder gemeinsam mit vielen anderen gegen den Missbrauch und die Täter vorzugehen sowie vor allem hier wissenschaftlich-kynologisch fundierte Aufklärung zu betreiben, um dem offenkundigen Irr- und Aberglauben über „pitbull-artige“ Hunde, der nämlich sehr viel zu ihrem Missbrauch beiträgt, Einhalt zu gebieten: Sprich - diese aberwitzigen und gefährlichen Fehlvorstellungen in den Köpfen und Herzen der Menschen zu ersetzen statt die Opfer dessen, hier die Hunde, zu eliminieren.

Dass eine „logische“ Fortsetzung des „rassespezifischen Schutzes“ im Sinne von PETA nur dazu führen könnte und müsste, dass letztlich immer mehr Hunderassen nicht mehr existieren dürften, weil die Täter sich schon immer und auch künftig vieler anderer Hunderassen zum Missbrauch in Hunde- und Tierkämpfen oder für sonstige furchtbare Torturen bedient haben und bedienen werden, ist hier nur der Vollständigkeit halber erwähnenswert: Denn die wahrlich absurden Folgen eines solchen Tierschutzansatzes erschließen sich jedem Betrachter von selbst.

Wenn PETA zur Rechtfertigung obigen Ansatzes auch immer wieder dazu „einlädt“, sich mit ihnen u. a. die gefundenen gequälten Hundeleben anzusehen sprich sich dem real auszusetzen, sei PETA dazu eingeladen, sich mit den vielen US-amerikanischen und europäischen Hilfsorganisationen, auch in Deutschland, in Verbindung zu setzen, die ihrerseits vielzählige, auf die gleiche und andere furchtbare Weisen geschundene Hunde gerettet sprich sich dem Leid real ausgesetzt haben und dennoch nicht die Ausrottung von selbigen Hunderassen, ob „pitbull-artiger“ Hunde oder welcher in welchem Umfang missbrauchter Rassen auch immer, fordern, im Gegenteil. Auch können immer wieder Hunde, jahrelang unter furchtbaren Bedingungen gehalten und gequält, erfolgreich behandelt, therapiert und resozialisiert werden. Es sei auch hier nur lediglich beispielhaft und stellvertretend - für so viele andere - auf eines der prominentesten Projekte des letzten Jahrzehnts verwiesen - „Rettung der Michael Vick Dogs“ - Quellen:

http://bestfriends.org/sanctuary/explore-sanctuary/dogtown/vicktory-dogs

https://en.wikipedia.org/wiki/Bad_Newz_Kennels_dog_fighting_investigation

http://www.huffingtonpost.com/2014/04/10/michael-vick-dogs-vicktory_n_5119150.html

Auch laden wir und viele andere Halter von sog. „Listenhunden“ PETA gern ein, unsere familienintegrierten „pitbull-artigen“ Hunde im normalen Alltag kennenzulernen und sich dann die eigene Frage aus dem eingangs erwähnten Veganblog-Beitrag vom 23.10.2015 abgewandelt neu zustellen: Wäre es für unsere Hunde wirklich besser gewesen, nie geboren worden zu sein?

Da wir uns als Verein zur Abschaffung der Rasselisten e. V. den „rassespezifischen Schutz“-Ansatz (Zuchtverbot etc.) von PETA als Tierschutzorganisation aus vorgenannten Gründen leider nicht erklären können, möchten wir diesen offenen Brief auch dazu nutzen, rein vorsorglich Folgendes anzumerken:

Aus kynologischer, genetischer und verhaltensbiologischer Sicht ist es längst nicht mehr haltbar anzunehmen, Hunde seien bereits aufgrund ihrer Rassezugehörigkeit mehr oder weniger gefährlich als Hunde anderer Rassen. Namhafte, auf diesem Gebiet seit vielen Jahren praktisch tätige und forschende Experten wie nur beispielhaft Frau Dr. Dorit Feddersen-Petersen, Dr. Irene Sommerfeld-Stur, Herr Günther Bloch oder Herr Prof. Dr. Udo Gansloßer, weisen sinngemäß immer wieder darauf hin, dass es kein rassespezifisches Gefährlichkeitsgen gibt, sondern allenfalls einzelne gefährliche Hundeindividuen, die allen Hunderassen entstammen können und tatsächlich auch entstammen. Wesentlich ist vor allem die frühe positive Prägung, die jeder Hund bereits als Welpe erfahren sollte sowie eine gute und auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Hundeerziehung durch den jeweiligen Halter: Hunde haben nachweislich ein hohes Potenzial an Sozial- und Anpassungsverhalten, nicht umsonst sind sie schon vor Jahrtausenden unsere treuen Begleiter geworden. Wir verfügen heutzutage über in ihrer Vielzahl nie zuvor dagewesene Möglichkeiten, uns als Hundehalter Wissen zu verschaffen, sei es über vielzählige Literatur, Hundeschulen, Hundetrainer, Hundesportvereine, über das Fernsehen, das Radio, über Printmedien sowie über das Internet einschließlich dortiger sozialer Netzwerke.

Der Ansatzpunkt sollte daher unserer Ansicht nach der sein, genau diese Wissensverschaffungsmöglichkeiten zu fördern bzw. insofern z. B. über Halterkundenachweise oder Hundeführerscheine von allen Haltern entsprechende Sachkunde vor bzw. bei Anschaffung eines neuen Familienmitgliedes, das ein Hund heutzutage für viele Bürger ist, zu fordern. Nur so kann letztlich ein fundiertes Verständnis für den Sozialpartner Hund erlangt und ein möglichst gefährdungsarmes Zusammenleben mit einer anderen Art, die der Hund bei allem immer bleiben wird, im Alltag erreicht werden.

Wenn jedoch nicht nur Gesetze, Rechtsprechung und Verwaltungshandeln schon auf grundlegend irrtümlichen und widerlegten Annahmen über rassespezifische Gefährlichkeitsvermutungen beruhen, sondern diesen Irrglauben indirekt eine große Tierschutzorganisation wie PETA durch einseitige Darstellungen und Zuchtverbotsforderungen als vermeintlich einzigen „rassespezifischen Schutz gegen Missbrauch und Überpopulation“ flankiert, wird damit allem Bemühen von vielen Menschen, Organisationen und Tierschutzinstitutionen, zur wirklichen Aufklärung beizutragen und o. g. Punkte positiv umsetzen zu können, geschadet. Abgesehen davon tragen jedenfalls wirklich verantwortungsvolle und offiziell zugelassene Züchter zum Erhalt physisch und psychisch gesunder Hunde bei, auch in Deutschland und auch für „pitbull-artige“ Hunde diverser Rassen. Die Gründe, warum Hunde in Tierheime kommen, sind vielfältig und nicht primär damit begründbar, es gäbe u. a. auch durch offizielle Züchter Überpopulationen. Dass bei bloßen „Vermehrern“, die in hohem Maße tierschutzwidrig und/oder aus kriminellen Motiven handeln, nicht von Züchtern oder Zucht gesprochen werden kann, versteht sich dabei von selbst. Die Gründe v. a. für Überpopulationen dürften jdf. gerade nicht bei wirklich seriösen, offiziell einem - ebenfalls seriösen - Verband zugehörig und damit kontrollierbaren Züchtern und ihren Zuchten zu suchen sein. Sich dagegen einen Hund unüberlegt bezogen auf den eigenen Alltag und ohne ausreichend finanzielle wie zeitliche Ressourcen auf „privaten Kanälen“ anzuschaffen oder z. B. verantwortungs- wie achtlos bei unkastrierten Hündinnen wie Rüden „zufällige“ Deckungen im privaten Alltag nicht zu verhindern, dürften - neben anderen Dingen - immer noch die häufigsten Anlässe für die Abgabe eines Hundes im Tierheim oder im schlechtesten Fall für seine Aussetzung sein.

Wir wünschen uns und hoffen sehr, dass PETA sich mit unseren Argumenten auseinandersetzen und die eigene Haltung zum „rassespezifischen Schutz“ „pitbull-artiger“ Hunde überdenken und womöglich korrigieren wird. Für einen Austausch hierüber stehen wir jederzeit zur Verfügung und verbleiben

mit freundlichen Grüßen
Verein zur Abschaffung der Rasselisten e.V.
Silvia van de Water
1. Vorsitzende




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Donnerstag, 15. Oktober 2015

Sachsen-Anhalt Hundegesetz-Novellierung - Rasseliste bleibt, Zucht-/Handelsverbot für "Listenhunde" kommt ...

(Edit 02.03.2016)
In Sachsen-Anhalt wurde am 14.10.2015 die Novellierung "des Gesetzes zur Vorsorge gegen die von Hunden ausgehenden Gefahren" beschlossen, welches ab 01.03.2016 in Kraft tritt: http://www.landtag.sachsen-anhalt.de/fileadmin/files/drs/wp6/drs/d4440vbe.pdf und http://www.landtag.sachsen-anhalt.de/neue-gesetzlichkeiten-treten-in-kraft/ (das bisherige Gesetz ist in unserer Gesetzessammlung unter Sachsen-Anhalt verlinkt):

Danach bleibt die Rasseliste (Gefährlichkeitsvermutung per Gesetz allein aufgrund der Rassezugehörigkeit) leider bestehen, wobei eine "Phänotyp"-Beschreibung "vertiefend" hinzugekommen ist, § 3 Abs. 2 S. 2-4 neu.

Die Zucht, Vermehrung wie Handel mit selbigen Hunden der Liste (vgl. i. S. v. http://www.gesetze-im-internet.de/hundverbreinfg/__1.html) sind nun verboten, vgl. § 3 Abs. 4 neu, während für die Haltung weiterhin eine Erlaubnis erteilt wird, wenn ein Wesenstest die "vermutete Gefährlichkeit" widerlegen konnte, vgl. § 4 Abs. 1 alt u. neu.

Update 01.03.2016 - zu weiteren Änderungen gibt es hier einen informativen MDR-Beitrag.

Das neue Gesetz ab 01.03.2016 im Volltext:
http://www.lvwa.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/LVWA/LVwA/Dokumente/bauordnungkommunales/201/hunde/2016_hundeg.pdf - siehe auch unsere Gesetzessammmlung.

Zu begrüßen ist, dass die Gefährlichkeitsfeststellung (außerhalb der Unterstellung aufgrund der Rassezugehörigkeit) nun einzelfallbezogener untersucht und ein beißender Hund nicht per se ohne Klärung der Umstände, wie es dazu kam, lebenslang als "gefährlich" eingestuft wird. Gerade dieser kynologisch/ethologisch sinnvolle Fortschritt lässt um so mehr fragen, warum dann überhaupt die Rasseliste mit welcher angeblich sinngebenden Begründung beibehalten und nun noch ein Zuchtverbot für die "Listenhunde-Rassen" eingeführt wurde. Hierzu ist auch die erste Antwort aus Sachsen-Anhalt (noch nicht vom Petitionsausschuss, sondern vom Ministerium für Inneres) auf unsere Stellungnahme-Einreichung interessant zu lesen, dokumentiert hier unter "Sachsen-Anhalt"

Zur vorangegangenen Diskussion in Sachsen-Anhalt zur Gesetzes-Novelle in 2015:
http://www.landtag.sachsen-anhalt.de/hundegesetz-unter-die-lupe-genommen/ und http://www.landtag.sachsen-anhalt.de/hundegesetz-neu-aber-rasseliste-bleibt/




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