Mittwoch, 16. Dezember 2015

Unsere Petition zur Abschaffung der Rasselisten - Einreichung und Unterstützung

Seit Mitte November 2015 ist unsere 59 Seiten umfangreiche Petition nebst CD mit Anlagen an alle Bundesländer (außer Niedersachsen und Schleswig-Holstein), Bundestag, Bundesrat, einige ausgewählte Politiker und ein paar seriöse Medien herausgegangen (Update Nr. 1 aus den BL - erste Reaktionen, Update zum HundVerbrEinfG, Update Nr. 2 aus den BL, Update Nr. 3 aus den BL und Update Nr. 4 aus den BL).

Aufgrund des noch nicht beschlossenen neuen Hunde-Gesetzes in Berlin (Stand 11/2015) sowie des im Herbst 2015 gerade verabschiedeten Hunde-Gesetzes in Sachsen-Anhalt haben beide Bundesländer mit der Petition besondere Anschreiben erhalten. Eingangsbescheide sind bereits da; nun warten wir auf konkrete Reaktionen, aus Mecklenburg-Vorpommern liegt uns eine erste vor, hierauf werden wir in Kürze antworten und über den Fortgang berichten. Die Zeitschrift "Partner Hund" wird in ihrer nächsten Ausgabe auch kurz darüber berichten. Wir danken auch an dieser Stelle unseren vielen fachkundigen Unterstützern wie  Dr. Feddersen-Petersen, Dr. Gansloßer, Günther Bloch und vielen anderen, die ebenfalls in der Petition genannt sind. Ebenso geht unser Dank an Frau Rechtsanwältin Susan Beaucamp, die sich auch in das weitere Prozedere in NRW einschalten will. Es wäre schön, wenn alle, die die Petition unterstützen wollen, Postkarten (z. B. auch m. e. Hundemotiv oder auch m. e. Online-Postkarte, wozu das 2. Bild unten genutzt werden kann) an ihren jeweiligen Landtag schicken:  "Ich unterstütze die Petition des Verein zur Abschaffung der Rasselisten e.V. und bitte den Petitionsausschuss um objektive und sorgfältige Prüfung der dargelegten Begründungen".  Die Petition kann hier eingesehen werden:  Petition zur Abschaffung der Rasselisten

Bezüglich Niedersachsen und Schleswig-Holstein und die dortige "Listen-/Gefahr"-Hunde-Steuerproblematik, obwohl es keine Rasselisten mehr gibt / geben wird (in SH ab 2016), werden wir ab dem neuen Jahr 2016 ein weiteres Vorgehen abstimmen und auch hierüber informieren.

Im Interesse aller betroffenen Hunde und Halter, des Tierschutzes, einer konstruktiven gesellschaftlichen Auseinandersetzung sowie einer sachgerechten, auf neuesten Erkenntnissen beruhenden Politik und Gesetzgebung hoffen wir auf zahlreiche, aktive Unterstützung (wie Versand der Postkarte etc.) und Verbreitung der oben verlinkten Petitionsseite oder dieses Blogbeitrags.

Wir wünschen allen besinnliche und erholsame Weihnachtsfeiertage sowie einen guten Start in das neue Jahr 2016.

 



Verein zur Abschaffung der Rasselisten e.V., Neustr. 2, 47638 Straelen Eingetragen im Vereinsregister des AG Geldern unter Nr.: VR 1677 - Impressum

Montag, 30. November 2015

I am a dog - Video via Fulton County Animal Services

Via  Fulton County Animal Services  (Atlanta, USA)


I am the face of social abuse.
I am a dog.
I am sweet.
I am silly.
I am active.
I am lazy.
I am homeless.
I am hopeful.
Love me for my smile.
Love me for my kisses.
Love me as a dog.
But please don't label me.
Just love me.




Verein zur Abschaffung der Rasselisten e.V., Neustr. 2, 47638 Straelen Eingetragen im Vereinsregister des AG Geldern unter Nr.: VR 1677 - Impressum

Dienstag, 27. Oktober 2015

Offener Brief an PETA - Zuchtverbot als "Rassespezifischer Schutz von Pit Bulls" und Anti-"Pit Bull"-Koalitionen





Verein z. Abschaffung d. Rasselisten e. V.
Neustr. 2, 47638 Straelen

AN
PETA Deutschland e.V.
Friolzheimer Str. 3a
D-70499 Stuttgart

                                                                                                      Straelen, den 25.10.2015

Offener Brief an PETA bezüglich der Unterstützung von Anti-„Pit Bull“- Koalitionen und zur Auffassung von PETA über „rassespezifischen Schutz für Pitbulls“ (= Zuchtverbot)


Sehr geehrte Damen und Herren,

unser Verein zur Abschaffung der Rasselisten e. V., vertreten durch den Vorstand Frau S. van de Water und Frau W. Lenzke, hat sich im Rahmen von diversen früheren wie aktuellen Medienberichten, eigenen früheren wie aktuellen PETA-Veröffentlichungen u. a. auf deutschen PETA-Internet- bzw. Blogseiten sowie Informationen von US-amerikanischen Internetseiten mit der Auffassung von PETA zu einem sog. „rassespezifischen Schutz für Pitbulls“ (Zuchtverbot) bzw. allgemein zu sog. „Kampfhunden“ auseinandergesetzt.

U. a. im Veganblog von PETA Deutschland wurde am 23.10.2015 der auf Deutsch übersetzte Beitrag von Ingrid E. Newkirk, 1. Vorsitzende von PETA USA, „Pitbulls verdienen rassespezifischen Schutz“ eingestellt

(Quelle: http://www.veganblog.de/2015/10/pitbulls-verdienen-rassespezifischen-schutz/ ):

In dem Beitrag wird u. a. die Behauptung aufgestellt, dass „Pit Bulls“ die Hunde seien, die am häufigsten unter schlimmsten Haltungsbedingungen und zu Hundekämpfen missbraucht aufgefunden würden. Ob dies weltweit oder auf einzelnen Kontinenten oder in einzelnen Ländern und/oder aufgrund welcher belastbaren offiziellen Erhebungen der Fall sein soll, wird nicht erwähnt. Ebenso bleibt offen, welche Hunde resp. Hunderassen PETA unter der bekanntlich lediglich als Oberbegriff zu verwendenden Bezeichnung „Pit Bull“ konkret meint. Die auf den Fotos gezeigten Hunde in dem Beitrag könnten nur u. a. auch American Staffordshire Terrier und/oder Kreuzungen mit American Staffordshire Terriern oder mit sog. „American Pit Bull Terriern“ (kein FCI-Standard), Amerikanischen Bulldoggen (kein FCI-Standard), Continental Bulldoggen (kein FCI-Standard), English Staffordshire Bullterriern usw. usf. sein.

Welcher „rassespezifischer Schutz“ für „Pit Bulls“ greifen bzw. wie dieser ausgestaltet sein soll, bleibt auch in dem Beitrag offen, jedenfalls dann, wenn man als Leser „Schutz“ im Sinne von Hilfe für eine Tierart, hier Hunde und deren Überleben versteht und aufgrund der Überschrift denkt, dazu in jenem Beitrag von PETA etwas zu finden: Konkret wird sich allein für ein Zuchtverbot für „Pit Bulls“ ausgesprochen, das PETA damit rechtfertigt, somit das Leid der missbrauchten Tiere und deren Überpopulation zu beenden, wobei „dieser Wunsch keine rassespezifische Diskriminierung, sondern rassespezifischer Schutz sei“.

U. a. im Jahr 2013 hat sich PETA in dem deutschen Internetseiten-Beitrag „Wie steht PETA zu sog. Kampfhunden?“

(Quelle: http://www.peta.de/wie-steht-peta-zu-sog-kampfhunden#.Vi3IuWtFrs5 )

mehr oder weniger verklausuliert für rassespezifische Gesetze (sog. „Rasselisten“ oder im englischen Sprachraum BSL genannt = Breed Specific Legislation) und Zuchtverbote ausgesprochen. Offen bleibt auch in jenem Artikel, auf welche Hunderassen sich PETA im Kontext sog. „Kampfhunde“ konkret bezieht.

U. a. in dem The Huffington Post-Artikel vom 19.10.2015 „Dear PETA: Dogs Respond To PETA Joining Terrible Anti-Pit Bull Coalition“

(Quelle: http://www.huffingtonpost.com/arin-greenwood/peta-pit-bulls_b_8322902.html - übersetzt: „Liebe PETA: Antworten von Hunden auf PETA´s Beitritt zu einer fürchterlichen Anti-Pit Bull-Koalition“)

wird die Verbindung von PETA zu diversen US-amerikanischen Vereinigungen/Organisationen aufgezeigt, die u. a. die nicht näher konkretisierten, als „Pit Bulls“ bezeichneten Hunde gänzlich aus den USA verbannen wollen - dies mittels Rasselisten, Zuchtverboten und einer jdf. teilweise geforderten Euthanisierung jeglicher lebender „Pit Bulls“ (welche Hunde genau damit auch immer gemeint sind). Ein aktueller Screenshot, hier nur ein Teilausschnitt der Seite, belegt die Unterstützung dieser Koalition durch PETA auch bildlich

(Quelle http://www.nationalpitbullvictimawarenessday.org/partners-friends/ ):



Wir dürfen hier zunächst lediglich beispielhaft die US-amerikanische Animal Farm Foundation, Inc. aus ihrem Artikel vom 01.09.2015 "Myth Busted: Pit Bulls Don´t Bite Differently"

(Quelle: https://animalfarmfoundation.wordpress.com/2015/09/01/myth-busted-pit-bulls-dont-bite-differently/ - übersetzt: „Mythos entkräftet: Pit Bulls beißen nicht anders…“, siehe auch unsere deutsche Übersetzung des vollständigen Artikels unter: http://vereinzurabschaffungderrasselisten.blogspot.de/2015/09/mythos-entkraftet-pit-bulls-beien-nicht.html )

übersetzt zitieren:

„… Zunächst muss man verstehen, dass „Pit Bull“ keine Rasse ist. Es existieren weder Zuchtvereine noch genetische Definitionen über einen „Pit Bull“ - rechtliche Definitionen (oder die Versuche derer) über den Pit Bull sind widersprüchlich und unverschämt. Eine optische Bestimmung von Hunden unbekannten Ursprungs ist höchst unzuverlässig. Ganz ehrlich, Sie wissen nicht, ob es ein Pit Bull ist, wenn Sie einen sehen. Es ist ein höchst subjektiver Stempel ohne geeignete Definition. Aber auch wenn Sie denken, dass Sie die Ausnahmen sind (Tipp: sind Sie nicht) und wissen, wenn sie einen Hund sehen, ob es sich um einen „Pit Bull“ handelt, sollten Sie wissen: Untersuchungen zeigen, dass die Rasse alleine nicht ausschlaggebend für das Verhalten der modernen reinrassigen Hunde ist. … “

In Deutschland sind nach dem „Gesetz zur Beschränkung des Verbringens oder der Einfuhr gefährlicher Hunde in das Inland“ (siehe auch unsere Gesetzessammlung in unserem Blog unter: http://vereinzurabschaffungderrasselisten.blogspot.de/2015/02/gesetzessammlung.html ) die Hunderassen „Pitbull-Terrier“, American Staffordshire Terrier, (Engl.) Staffordshire Bullterrier und Bullterrier als sog. „Gefährliche Hunde“ gelistet. Hieran orientieren sich mit Einführung der sog. Rasselisten seit dem Jahre 2000 auch die einzelnen Bundesländer in Deutschland (in welchen z. T. auch diverse weitere Hunderassen aufgeführt und in verschiedene Kategorien unterteilt sind), ohne dass bis heute u. a. von der Gesetzgebung oder der Rechtsprechung erklärt werden konnte, was genau die „Rasse Pitbull-Terrier“ für ein Hund sein soll. Lediglich die Rassen American Staffordshire Terrier, der English Staffordshire Bullterrier und der Bullterrier sind nach FCI-Standards klassifizierbar.

Gemeinhin werden jdf. unter dem - leider - im Alltagsgebrauch, von der Gesetzgebung („Kampfhundeverordnung“), in der Behördensprache und von der Rechtsprechung oft verwandten Begriff sog. „Kampfhund“ zumindest vorgenannte 4 sprich 3 offiziell anerkannte Hunderassen und deren Kreuzungen eingeordnet bzw. diese damit auch oft dem Sammelbegriff „Pit Bulls“ zugeordnet. Insbesondere American Staffordshire Terrier und Staffordshire Bullterrier können i. d. R. von Laien wie Fachleuten, sofern ohne rassespezifische Kenntnisse in dem Bereich, nicht unterschieden werden bzw. kennen gerade Halter von Staffordshire Bullterriern, welche nicht größer als ein Beagle oder ein Cocker Spaniel sind, die häufige Frage: „Ist das ein junger Pit Bull?“ Antwort: „Nein, er ist ein Staffbull, bereits 5 Jahre alt und wächst auch nicht mehr“.

PETA spricht in dem oben zitierten, in Deutschland veröffentlichten Internetbeitrag aus dem Jahre 2013 selbst von - Zitat: „…(keinen) Pit Bull oder anderen sog. Kampfhund…“, so dass PETA bezogen Deutschland und/oder aus deutscher Sicht von dem Begriff „Pit Bull“ mindestens auch den American Staffordshire Terrier, den Staffordshire Bullterrier und den Bullterrier sowie deren Kreuzungen als umfasst ansehen wird bzw. diesen Eindruck zwangsläufig vermittelt, sofern und solange nähere ausdrückliche Spezifizierungen von PETA dazu unterbleiben.

Vor allem bei dem eingangs genannten Veganblog-Beitrag vom 23.10.2015 von PETA fällt auf, dass PETA wiederholt einen überaus wichtigen Teil vom Leben „pitbull-artiger“ Hunde unterschiedlicher Herkunft/Rassen/Kreuzungen schlicht ausblendet: Nämlich den, dass die Mehrheit auch dieser Hunde - sofern in der Haltung erlaubt oder weil es z. T. keine Rasselisten gibt - offiziell u. a. in den USA, in Deutschland, Schweiz, Österreich, Niederlanden oder Großbritannien als voll integrierte Familienhunde leben, mit ihren Haltern z. B. an Zuchtausstellungen teilnehmen und Preise gewinnen, erfolgreich und mit großer Freude in diversen Hundesportbereichen aktiv sind oder auch als Rettungs-/Such-/Spürhunde oder z. B. als Besuchshunde in Senioreneinrichtungen usw. geführt werden. Es sei hier nur beispielhaft - für ähnliche Initiativen in vielen Ländern - auf das in den USA im Jahre 2012 ursprünglich von der Animal Farm Foundation, Inc. ins Leben gerufene „Everyday “pit bull” dog owners“-Projekt, heute mit weiteren Unterstützern fortgeführt als international bekanntes sog. „Majority Project“ verwiesen, Quellen:

http://themajorityproject.com/about und http://www.animalfarmfoundation.org/pages/Posters

Stattdessen vermittelt PETA leider häufig das Bild, dass „pitbull-artige“ Hunde offenbar nur zu furchtbaren Hundekämpfen und anderen schlimmen Dingen (illegal) vermehrt und missbraucht würden, so wie es jener Artikel vom 23.10.2015 versucht (indem nur diese - in der Tat grausame - Seite dargestellt wird, verbunden mit der bloßen Behauptung, es sei mehrheitlich diese Hunde-„Rasse“ vom Missbrauch betroffen), so dass in diese Richtung unbedarfte Leser fast „automatisch“ innerlich zustimmen möchten, wenn PETA zum „Schutz dieser Hunde“ wiederholt ein Zuchtverbot fordert, um deren Qual nun ein Ende zu setzen („rassespezifischer Schutz“):

Faktisch würde dies jedoch nichts anderes als das mehr oder weniger kurz- wie langfristige Aussterben aller „pitbull-artigen“ Hunde bedeuten, sprich auch der anderen o. g. Hunderassen wie American Staffordshire Terrier, Bullterrier und Staffordshire Bullterrier, deren Kreuzungen und weiterer, allein äußerlich als „pitbull-artige“ Hunde in Betracht kommende Rassen. Und dies, obwohl die Mehrheit auch dieser Hunde - wie alle anderen Hunderassen - integrierte Familienhunde sind und dies bei verantwortungsvoller, offizieller und damit zugleich kontrollierbarer Zucht auch immer sein werden.

Es drängt sich dabei im Weiteren jedoch nicht nur schon logisch die Frage auf, warum sich der Tierschutz einer Organisation wie PETA (= „People for the Ethical Treatment of Animals“), die also u. a. für den ethischen Umgang mit Tieren als Lebewesen steht, darin zeigt, gequälte Tiere sprich die Opfer (bzw. hypothetisch oder künftig in Betracht kommende Opfer aufgrund „Rassezugehörigkeit-/ähnlichkeit) aussterben zu lassen, anstatt immer wieder gemeinsam mit vielen anderen gegen den Missbrauch und die Täter vorzugehen sowie vor allem hier wissenschaftlich-kynologisch fundierte Aufklärung zu betreiben, um dem offenkundigen Irr- und Aberglauben über „pitbull-artige“ Hunde, der nämlich sehr viel zu ihrem Missbrauch beiträgt, Einhalt zu gebieten: Sprich - diese aberwitzigen und gefährlichen Fehlvorstellungen in den Köpfen und Herzen der Menschen zu ersetzen statt die Opfer dessen, hier die Hunde, zu eliminieren.

Dass eine „logische“ Fortsetzung des „rassespezifischen Schutzes“ im Sinne von PETA nur dazu führen könnte und müsste, dass letztlich immer mehr Hunderassen nicht mehr existieren dürften, weil die Täter sich schon immer und auch künftig vieler anderer Hunderassen zum Missbrauch in Hunde- und Tierkämpfen oder für sonstige furchtbare Torturen bedient haben und bedienen werden, ist hier nur der Vollständigkeit halber erwähnenswert: Denn die wahrlich absurden Folgen eines solchen Tierschutzansatzes erschließen sich jedem Betrachter von selbst.

Wenn PETA zur Rechtfertigung obigen Ansatzes auch immer wieder dazu „einlädt“, sich mit ihnen u. a. die gefundenen gequälten Hundeleben anzusehen sprich sich dem real auszusetzen, sei PETA dazu eingeladen, sich mit den vielen US-amerikanischen und europäischen Hilfsorganisationen, auch in Deutschland, in Verbindung zu setzen, die ihrerseits vielzählige, auf die gleiche und andere furchtbare Weisen geschundene Hunde gerettet sprich sich dem Leid real ausgesetzt haben und dennoch nicht die Ausrottung von selbigen Hunderassen, ob „pitbull-artiger“ Hunde oder welcher in welchem Umfang missbrauchter Rassen auch immer, fordern, im Gegenteil. Auch können immer wieder Hunde, jahrelang unter furchtbaren Bedingungen gehalten und gequält, erfolgreich behandelt, therapiert und resozialisiert werden. Es sei auch hier nur lediglich beispielhaft und stellvertretend - für so viele andere - auf eines der prominentesten Projekte des letzten Jahrzehnts verwiesen - „Rettung der Michael Vick Dogs“ - Quellen:

http://bestfriends.org/sanctuary/explore-sanctuary/dogtown/vicktory-dogs

https://en.wikipedia.org/wiki/Bad_Newz_Kennels_dog_fighting_investigation

http://www.huffingtonpost.com/2014/04/10/michael-vick-dogs-vicktory_n_5119150.html

Auch laden wir und viele andere Halter von sog. „Listenhunden“ PETA gern ein, unsere familienintegrierten „pitbull-artigen“ Hunde im normalen Alltag kennenzulernen und sich dann die eigene Frage aus dem eingangs erwähnten Veganblog-Beitrag vom 23.10.2015 abgewandelt neu zustellen: Wäre es für unsere Hunde wirklich besser gewesen, nie geboren worden zu sein?

Da wir uns als Verein zur Abschaffung der Rasselisten e. V. den „rassespezifischen Schutz“-Ansatz (Zuchtverbot etc.) von PETA als Tierschutzorganisation aus vorgenannten Gründen leider nicht erklären können, möchten wir diesen offenen Brief auch dazu nutzen, rein vorsorglich Folgendes anzumerken:

Aus kynologischer, genetischer und verhaltensbiologischer Sicht ist es längst nicht mehr haltbar anzunehmen, Hunde seien bereits aufgrund ihrer Rassezugehörigkeit mehr oder weniger gefährlich als Hunde anderer Rassen. Namhafte, auf diesem Gebiet seit vielen Jahren praktisch tätige und forschende Experten wie nur beispielhaft Frau Dr. Dorit Feddersen-Petersen, Dr. Irene Sommerfeld-Stur, Herr Günther Bloch oder Herr Prof. Dr. Udo Gansloßer, weisen sinngemäß immer wieder darauf hin, dass es kein rassespezifisches Gefährlichkeitsgen gibt, sondern allenfalls einzelne gefährliche Hundeindividuen, die allen Hunderassen entstammen können und tatsächlich auch entstammen. Wesentlich ist vor allem die frühe positive Prägung, die jeder Hund bereits als Welpe erfahren sollte sowie eine gute und auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Hundeerziehung durch den jeweiligen Halter: Hunde haben nachweislich ein hohes Potenzial an Sozial- und Anpassungsverhalten, nicht umsonst sind sie schon vor Jahrtausenden unsere treuen Begleiter geworden. Wir verfügen heutzutage über in ihrer Vielzahl nie zuvor dagewesene Möglichkeiten, uns als Hundehalter Wissen zu verschaffen, sei es über vielzählige Literatur, Hundeschulen, Hundetrainer, Hundesportvereine, über das Fernsehen, das Radio, über Printmedien sowie über das Internet einschließlich dortiger sozialer Netzwerke.

Der Ansatzpunkt sollte daher unserer Ansicht nach der sein, genau diese Wissensverschaffungsmöglichkeiten zu fördern bzw. insofern z. B. über Halterkundenachweise oder Hundeführerscheine von allen Haltern entsprechende Sachkunde vor bzw. bei Anschaffung eines neuen Familienmitgliedes, das ein Hund heutzutage für viele Bürger ist, zu fordern. Nur so kann letztlich ein fundiertes Verständnis für den Sozialpartner Hund erlangt und ein möglichst gefährdungsarmes Zusammenleben mit einer anderen Art, die der Hund bei allem immer bleiben wird, im Alltag erreicht werden.

Wenn jedoch nicht nur Gesetze, Rechtsprechung und Verwaltungshandeln schon auf grundlegend irrtümlichen und widerlegten Annahmen über rassespezifische Gefährlichkeitsvermutungen beruhen, sondern diesen Irrglauben indirekt eine große Tierschutzorganisation wie PETA durch einseitige Darstellungen und Zuchtverbotsforderungen als vermeintlich einzigen „rassespezifischen Schutz gegen Missbrauch und Überpopulation“ flankiert, wird damit allem Bemühen von vielen Menschen, Organisationen und Tierschutzinstitutionen, zur wirklichen Aufklärung beizutragen und o. g. Punkte positiv umsetzen zu können, geschadet. Abgesehen davon tragen jedenfalls wirklich verantwortungsvolle und offiziell zugelassene Züchter zum Erhalt physisch und psychisch gesunder Hunde bei, auch in Deutschland und auch für „pitbull-artige“ Hunde diverser Rassen. Die Gründe, warum Hunde in Tierheime kommen, sind vielfältig und nicht primär damit begründbar, es gäbe u. a. auch durch offizielle Züchter Überpopulationen. Dass bei bloßen „Vermehrern“, die in hohem Maße tierschutzwidrig und/oder aus kriminellen Motiven handeln, nicht von Züchtern oder Zucht gesprochen werden kann, versteht sich dabei von selbst. Die Gründe v. a. für Überpopulationen dürften jdf. gerade nicht bei wirklich seriösen, offiziell einem - ebenfalls seriösen - Verband zugehörig und damit kontrollierbaren Züchtern und ihren Zuchten zu suchen sein. Sich dagegen einen Hund unüberlegt bezogen auf den eigenen Alltag und ohne ausreichend finanzielle wie zeitliche Ressourcen auf „privaten Kanälen“ anzuschaffen oder z. B. verantwortungs- wie achtlos bei unkastrierten Hündinnen wie Rüden „zufällige“ Deckungen im privaten Alltag nicht zu verhindern, dürften - neben anderen Dingen - immer noch die häufigsten Anlässe für die Abgabe eines Hundes im Tierheim oder im schlechtesten Fall für seine Aussetzung sein.

Wir wünschen uns und hoffen sehr, dass PETA sich mit unseren Argumenten auseinandersetzen und die eigene Haltung zum „rassespezifischen Schutz“ „pitbull-artiger“ Hunde überdenken und womöglich korrigieren wird. Für einen Austausch hierüber stehen wir jederzeit zur Verfügung und verbleiben

mit freundlichen Grüßen
Verein zur Abschaffung der Rasselisten e.V.
Silvia van de Water
1. Vorsitzende




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Donnerstag, 15. Oktober 2015

Sachsen-Anhalt Hundegesetz-Novellierung - Rasseliste bleibt, Zucht-/Handelsverbot für "Listenhunde" kommt ...

(Edit 02.03.2016)
In Sachsen-Anhalt wurde am 14.10.2015 die Novellierung "des Gesetzes zur Vorsorge gegen die von Hunden ausgehenden Gefahren" beschlossen, welches ab 01.03.2016 in Kraft tritt: http://www.landtag.sachsen-anhalt.de/fileadmin/files/drs/wp6/drs/d4440vbe.pdf und http://www.landtag.sachsen-anhalt.de/neue-gesetzlichkeiten-treten-in-kraft/ (das bisherige Gesetz ist in unserer Gesetzessammlung unter Sachsen-Anhalt verlinkt):

Danach bleibt die Rasseliste (Gefährlichkeitsvermutung per Gesetz allein aufgrund der Rassezugehörigkeit) leider bestehen, wobei eine "Phänotyp"-Beschreibung "vertiefend" hinzugekommen ist, § 3 Abs. 2 S. 2-4 neu.

Die Zucht, Vermehrung wie Handel mit selbigen Hunden der Liste (vgl. i. S. v. http://www.gesetze-im-internet.de/hundverbreinfg/__1.html) sind nun verboten, vgl. § 3 Abs. 4 neu, während für die Haltung weiterhin eine Erlaubnis erteilt wird, wenn ein Wesenstest die "vermutete Gefährlichkeit" widerlegen konnte, vgl. § 4 Abs. 1 alt u. neu.

Update 01.03.2016 - zu weiteren Änderungen gibt es hier einen informativen MDR-Beitrag.

Das neue Gesetz ab 01.03.2016 im Volltext:
http://www.lvwa.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/LVWA/LVwA/Dokumente/bauordnungkommunales/201/hunde/2016_hundeg.pdf - siehe auch unsere Gesetzessammmlung.

Zu begrüßen ist, dass die Gefährlichkeitsfeststellung (außerhalb der Unterstellung aufgrund der Rassezugehörigkeit) nun einzelfallbezogener untersucht und ein beißender Hund nicht per se ohne Klärung der Umstände, wie es dazu kam, lebenslang als "gefährlich" eingestuft wird. Gerade dieser kynologisch/ethologisch sinnvolle Fortschritt lässt um so mehr fragen, warum dann überhaupt die Rasseliste mit welcher angeblich sinngebenden Begründung beibehalten und nun noch ein Zuchtverbot für die "Listenhunde-Rassen" eingeführt wurde. Hierzu ist auch die erste Antwort aus Sachsen-Anhalt (noch nicht vom Petitionsausschuss, sondern vom Ministerium für Inneres) auf unsere Stellungnahme-Einreichung interessant zu lesen, dokumentiert hier unter "Sachsen-Anhalt"

Zur vorangegangenen Diskussion in Sachsen-Anhalt zur Gesetzes-Novelle in 2015:
http://www.landtag.sachsen-anhalt.de/hundegesetz-unter-die-lupe-genommen/ und http://www.landtag.sachsen-anhalt.de/hundegesetz-neu-aber-rasseliste-bleibt/




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Samstag, 5. September 2015

Mythos entkräftet: Pit Bulls beißen nicht anders…

Richtig, die Entkräftung des Mythos "Pit Bulls beißen anders" ist nicht ganz neu. Die Verbreitung der Entkräftung ist aber weiterhin dringend notwendig, denn nicht nur der (illegal) fortgesetzte furchtbare Mißbrauch von Hunden gerade bestimmter Rassen - die allgemein unter "Pit Bull"-artige Hunde eingeordnet werden - für Hundekämpfe basiert u. a. auf diesem Mythos, sondern auch die bestehenden Rasselisten werden zumindest indirekt davon genährt sprich Politiker und Juristen werden davon beeinflusst wie leider auch manche "Fachleute" und selbst bei so einigen normalen "Pit Bull"-Haltern oder ansonsten durchaus aufgeklärten hundeinteressierten Menschen scheint dieser Mythos noch stark "eingebrandt" zu sein: Daher teilen wir hier nur zu gern den aktuellen und  fundierten Beitrag der US-amerikanischen Animal Farm Foundation, Inc. vom 01.09.2015 "Myth Busted: Pit Bulls Don´t Bite Differently", den wir nachfolgend für alle interessierten Leser auch ins Deutsche übersetzt haben - ein reges Teilen ist sehr erwünscht:

Deutsche Übersetzung des Artikels "Myth Busted: Pit Bulls Don´t Bite Differently"  der Animal Farm Foundation, Inc. vom 01.09.2015 durch den Vorstand des Vereins zur Abschaffung der Rasselisten e. V. - dies ist nicht unser eigener Original-Beitrag, daher ist auch unsere folgende Übersetzung als "Zitat" gekennzeichnet:


"Mythos entkräftet: Pit Bulls beißen nicht anders…

In den letzten Jahren wurde viel über die Hunde, die wir „Pit Bulls“ nennen und ihre Artverwandten, nachgeprüft. BSL (Breed specific legislation - "Rasselisten") ist auf dem Weg ins Aus. Tierheime, die Hunde aufgrund ihrer Erscheinung diskriminieren sind die Ausnahme. Die Ammenmärchen, die die Diskriminierung nährten,  wurden entlarvt und abgewiesen. Bis auf eins: Der Mythos, Pit Bulls würden anders beißen als andere Hunde, besteht noch immer.

Unbegründete Behauptungen, über die Schwere und die Art der Vorfälle mit "Pit Bull" -Hunden, im Vergleich zu anderen Arten von Hunden, bestehen immer noch. Behauptungen über die "einzigartigen Schäden“, die durch „Pit Bulls" verursacht würden, werden von Personen oder Interessengruppen, ohne Erfahrung in der Analyse von Beißstatistiken oder dem Wissen der Hundephysiologie oder deren Verhalten gemacht.

Wir wollen diesen Mythos nun ein für alle Mal entkräften.

Zunächst muss man verstehen, dass „Pit Bull“  keine Rasse ist. Es existieren weder Zuchtvereine noch genetische Definitionen über einen „Pit Bull“ - rechtliche Definitionen (oder die Versuche derer) über den Pit Bull sind widersprüchlich und unverschämt. Eine optische Bestimmung von Hunden unbekannten Ursprungs ist höchst unzuverlässig. Ganz ehrlich, Sie wissen nicht, ob es ein Pit Bull ist, wenn Sie einen sehen. Es ist ein höchst subjektiver Stempel ohne geeignete Definition.

Aber auch wenn Sie denken, dass Sie die Ausnahmen sind (Tipp: sind Sie nicht) und wissen, wenn sie einen Hund sehen, ob es sich um einen „Pit Bull“ handelt, sollten Sie wissen: Untersuchungen zeigen, dass die Rasse alleine nicht ausschlaggebend für das Verhalten der modernen reinrassigen Hunde ist.

Der moderne Hund wird fast ausschließlich nur für sein Aussehen gezüchtet. Wenn Sie glauben, dass zwei Hunde, die identisch aussehen, sich auch identisch verhalten (einschließlich, wie und wann sie beißen), zeigen Sie mangelndes Wissen über Hundezucht und Genetik. Selbst geklonte Hunde - gleiche DNA - verhalten sich nicht identisch.

Doch Einige bestehen immer noch darauf, vorhersagen zu können, wie schwer ein Hund beißen kann oder welche Art von Schaden er anrichten wird, nur aufgrund seiner körperlichen Erscheinung.

Das Ergebnis sind Falschaussagen wie: Sie beißen nicht öfter, aber wenn ein Pit Bull beißt, fügt er viel eher schwere Verletzungen zu als die meisten anderen Rassen. Oder aber: Da ihr Kiefer anders ist als der anderer Hunde, verursachen sie mehr Schaden, wenn sie beißen. Sie haben keine Beißhemmung, so dass sie häufiger Verletzungen verursachen. Oder gar der nicht ermüdende Mythos mit der „Tonnen über Tonnen“-Beißkraft:  Pit Bulls hätten die stärksten Kiefer aller Tierarten.

Diese Aussagen sind falsch. Sie sind alle unbegründet. Solche Behauptungen wurden niemals in der wissenschaftlichen Literatur nachgewiesen!

Und doch werden sie oft von medizinischen Autoren und Gesetzgebern, die keine Kenntnis über Hundeverhalten und den Ursprung dieser Mythen haben, wiederholt. Tatsächlich können die meisten dieser Ideen auf einen Reporter der LA Times im Jahre 1980 zurückgeführt werden.Von einer einzigen Person, die als „the dog fighter“ bekannt wurde. Eine Geschichte hat Jahrzehnte von Mythen hervorgebracht! Vielen Dank, Internet.

Es ist weitläufig unter den Hunde-Fachleuten bekannt, dass es keine wissenschaftliche Studie darüber gab, dass einzelne Hunde im Biss und Kampfstil variieren (d.h., wenn der Hund verärgert genug ist, um zu beißen), und schon gar nicht im Hinblick darauf, dies auf bestimmte Rassen zu begrenzen.
Auch allgemeines Konflikt- und Selbstverteidigungsverhalten kann nicht an Rassen festgemacht werden. Genau so wenig plausibel ist es, Untergruppen von Verhalten, wie Art und Dauer eines Bisses, bestimmten Rassen zuordnen zu wollen.

Es gibt keine glaubwürdigen Daten über die Schwere von Bissverletzungen bestimmter Rassen. Einige Berichte von Ärzten stellen die Behauptung auf, dass Pit Bulls bei schweren Verletzungen überrepräsentiert seien. Aber wieder wird nur über die augenscheinliche Identifikation gemutmaßt, die  Angaben sind unzuverlässig. Dies ist nicht überraschend, denn auch die umfassendste Studie über Beißunfälle mit Todesfolge hat gezeigt, dass auch in diesen intensiv untersuchten Fällen, bei der überwiegenden Mehrzahl der Fälle keine zuverlässige Identifizierung der Rassen möglich war.

Zeitungsreporter, Ärzte, Gesetzgeber, auch so genannte Hundeprofis verewigen weiterhin diese Mythen, basierend auf Hörensagen, Hype und unzuverlässigen Informationen.

Es gibt keine Fakten, die die Behauptung belegen können, dass Pit Bulls anders beißen oder mehr Schaden verursachen als andere Hunde.

Sehr unterschiedliche Behauptungen werden auch in Bezug auf die potenzielle Beißkraft des Hundekiefers aufgestellt. Die Ergebnisse einer Handvoll Studien sind nicht eindeutig. Klar ist, dass nie ein Wissenschaftler die lächerliche These, dass der Kiefer eines Pit Bull die Fähigkeit habe, mit 2700 psi zu beißen, erstellt hat. NIE. Es gibt Forschungen, die sich aber in einem anderen Zusammenhang mit diesem Thema beschäftigen. Hier geht es in erster Linie darum, wie viel Kraft ein Tier beim Fressen aufwenden muss und welche Kraft es für die verschiedenen Lebensmittel benötigt. Im Hinblick auf diese Forschung haben einige Forscher versucht, die Kieferkraft des Hundes zu messen. Unter den angegebenen untersuchten Rassen war der Pit Bull nicht vertreten.

von: "Myth Busted: Pit Bulls Don´t Bite Differently"

Jede Behauptung über die Beißkraft des Pit Bulls wird entweder einfach so gemacht oder ist vielleicht das Produkt eines unwissenschaftlichen Hinterhofexperiments. Es erinnert an die schattenhafte Gestalt des „Dog Fighter“, auf den so viel von dieser Mythologie zurückgeführt werden kann. Die tatsächlichen Werte, die bei Hunden im Allgemeinen erfasst wurden, können bei 13 bis 1394 Newton liegen. Newton ist die Maßeinheit, die bei solchen Studien Anwendung findet, nicht Pfund pro Quadratzoll!

Es wurden 4  verschiedene Methoden des Studiums der Kieferkraft durchgeführt. Eine Methode besteht darin, die Hebelkraft der Kiefer durch Analyse der oberen und unteren Kieferstrukturen zu untersuchen. Bei einer zweiten Methode wird dem narkotisierten Hund durch elektrische Stimulation verschiedener Muskelgruppen des Kiefers, der Kiefer geschlossen. Hier ermittelt man die höchste Zahl - vermutlich, weil der bewusstlose Hund sich keine Sorgen um abbrechende Zähne und brechende Kieferknochen macht. Diese Methoden versuchen zu ermitteln, wie viel Druck einem Hund zur Verfügung steht, bei maximaler Kraftanwendung - welche der Hunde widererwarten nicht in Konfliktsituationen anwendet. Bei einem dritten Verfahren werden dem Hund während er einen Knochen kaut, Elektroden an die Kiefermuskulatur platziert. Und schließlich wurde eine Vorrichtung erfunden - ein Wandler - der die Kraft des Hundes beim Kauen eines Objektes misst. Einige von diesen Studien setzten die Kieferkraft mit verschiedenen Größen und Formen des Schädels in Relation. Die vier Methoden führten zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das Verfahren mit dem narkotisierten Hund hat beispielsweise gezeigt, dass die Beißkraft, wenn auch nicht proportional, aber zumindest deutlich mit der Größe des Hundes, mit der Breite des Schädels und der Kürze des Kiefers steigt. Die anderen Studien belegen das nicht.

Unter den wenigen Studien, die die Rassen der Probanden angaben, untersuchte man 2 Rottweiler ähnlicher Größe: Der Test ergab, dass ein Hund mehr als drei Mal mehr Kraft aufbrachte als der andere. Es gab sogar noch einen dummen Versuch (diese Studie diente wohl eher der Unterhaltung des Fernsehpublikums): Hier wurde eine Druckerfassungseinrichtung in eine Hülse verbracht, diese wurde dann drei Hunden verschiedener Rassen gegeben, damit diese es packen und schütteln sollten. Es gab jedoch keine Möglichkeit festzustellen, welchen der Zähne der Hund benutze, ob er das Objekt trug oder wie sein eigenes Gewicht hier Einfluss nahm, wenn er sich am Objekt festbiss und daran hing. (Studien unterscheiden immer zwischen dem Druck von Eck- und Backenzahn.) Es wurde feierlich geschlussfolgert, dass die Beißkraft des Pit Bulls geringer ist, als die des Schäferhundes oder des Rottweilers. Diese Feststellung jedoch macht das „Experiment“ nicht weniger töricht.

Aber nicht eine einzige Studie belegt die Behauptungen über die Beißkraft von Hunden, die ständig in den Medien, den Verordnungen und den schlampig geführten Beißstatistiken zitiert werden. NICHT EINE!

Alle Hunde - egal welcher Rasse, Rasse-Mix oder Größe - haben Zähne und damit die Fähigkeit, uns erheblich zu schaden, wenn sie sich entscheiden, dies zu tun. Sie tun es nur selten. Konflikte zwischen Hunden und Menschen sind stark ritualisiert, zumindest aus Sicht des Hundes. Auch wenn sie versuchen, unser Verhalten zu beeinflussen, werden sie dies nicht mit ihren Zähnen tun. Der Fachbegriff hierfür ist die Beißhemmung (ABI). Dieses erlernte Verhalten ist rasseunabhängig.

Schließlich ist die American Veterinary Medical Association (AVMA) nach umfassender Überprüfung der Beißstatistiken in Nordamerika und anderen Gebieten zu dem Schluss gekommen, dass schwerwiegende Bissverletzungen von einer Reihe von Faktoren abhängen und eine Regelung, rein auf Rassezugehörigkeit basierend, keine Grundlage zur Verhinderung solcher Beissvorfälle ist.

Um es einfach auszudrücken:
Kein Hund wird biologisch mit einem einzigartigen Kiefer ausgestattet, dessen Schließen, Beißmechanismus oder „Stil“ sich von anderen Hunderassen unterscheiden würde. Es existiert keine wissenschaftliche Forschung darüber, die belegen kann, dass ein Pit Bull anders beißt als andere Hunde

Es ist Zeit, diesem Mythos endlich ein Ende zu setzen."

Deutsche Übersetzung des Artikels "Myth Busted: Pit Bulls Don´t Bite Differently"  der Animal Farm Foundation, Inc. vom 01.09.2015 durch den Vorstand des Vereins zur Abschaffung der Rasselisten e. V.:



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